Horch, Kind, horch      

Wiegenlied aus dem dreissigjaehrigen Krieg - Lullaby of the Thirty Years War - Horch, Kind, horch wie der Sturmwind weht
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1) Horch, Kind, horch, wie der Sturmwind geht
und rüttelt am Erker!
Wenn der Braunschweiger draußen steht,
der fasst uns noch stärker.
Lerne beten, Kind, und falten fein die Händ',
damit Gott den tollen Christian von uns wend'!

2) Herr Soldat, tu mir nichts zuleid und lass mir mein Leben.
"Herzog Christian, der führt uns zum Streit!
Darf kein' Pardon geben.
Lassen muss der Bauer mir sein Gut und Hab.
Zahlen nicht mit Gold, nur mit dem kühlen Grab!"

3) Schlaf, Kind, schlaf, es ist Schlafenszeit,
's ist Zeit auch zum Sterben.
Bist du groß, wird dich weit und breit
die Trommel anwerben.
Lauf ihr nach, mein Kind, folg deiner Mutter Rat.
Fällst du in der Schlacht, so würgt dich kein Soldat.

4) Schlaf, Kind, schlaf, werde stark und groß,
die Jahre, sie rollen.
Folgst bald selber auf stolzem Ross
dem Herzog Christian, dem Tollen.
Wie erschrickt der Abt und wirft sich auf die Knie!
Bauern schone selten, Pfaffen aber nie.

5) Still, Kind, still. Wenn Herr Christian kommt,
der lehrt dich fein schweigen.
Sei nur still, bis dir selber frommt,
ein Ross zu besteigen.
Sei fein still, dann bringt der Vater heim dir Brot,
wenn die Luft nicht raucht und nicht der Himmel rot.

Lied-Zusammenfassung:
Das Lied schildert die Angst und Not einer Familie während eines Krieges, in dem der gefürchtete Herzog Christian mit seinen Truppen das Land heimsucht. Im ersten Abschnitt wird das Kind vor der Gefahr gewarnt und dazu aufgefordert, zu beten, damit die Soldaten an ihnen vorüberziehen. Im zweiten Abschnitt fleht jemand einen Soldaten um Gnade an, doch dieser verweigert jedes Pardon und nimmt den Bauern ihr Hab und Gut. Das Lied schlägt dann einen düsteren Trost vor: Im Tod entgeht man zumindest weiterer Gewalt. Im weiteren Verlauf wird dem Kind geraten, stark zu werden, weil es später selbst in den Krieg ziehen und die Schrecken wiederholen wird, nun auf der Seite der Angreifer. Es wird ein Teufelskreis von Gewalt, Angst und Verhärtung der Herzen beschrieben, insbesondere gegen Bauern und Geistliche. Am Ende wird dem Kind geraten, stillzuhalten, in der Hoffnung, dass eines Tages der Vater heimkehrt, solange das Dorf vom Krieg verschont bleibt. Das Lied zeichnet ein beklemmendes Bild vom Alltag im Krieg, vom Weitergeben von Traumata und vom Verlust der Unschuld.

Liedtext & Noten

Das Lied Horch, Kind, horch ist in folgenden Liederbüchern mit Text zu finden:
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